Sieht der Manual nicht stylisch und genial aus? Der ist doch wohl lernbar, so schwierig kann der doch gar nicht sein?
Bevor ich in das Thema Manual einsteige, hier eine kurze Beschreibung des Manuals. Er wird auf dem Hinterrad gefahren, stehend auf den Pedalen mit nahezu waagrechter Kurbelposition, ohne zu pedalieren. Zwischen Körper und Bike ergibt sich eine V-förmige Position. Die Beine werden leicht gestreckt und gebeugt, das Gesäss bewegt sich nach vorne und nach hinten über dem Hinterrad, um so die Balance zu halten, die Arme sind gestreckt. Die Hinterradbremse wird nur im Notfall benutzt*.
Grundsätzlich möchte ich meine Fähigkeiten nur dann weitergeben, wenn ich diese auch zu 100% beherrsche. Das kann ich beim Manual nicht wirklich von mir behaupten**. Denn auch nach unzähligen Übungsstunden, sogar Übungsjahren, hält sich mein Manualerfolg in Grenzen. Trotzdem habe ich ein paar Tipps für euch. Lasst euch ermuntern.
Es geht mir in diesem Beitrag nicht darum dir den technischen Ablauf des Manuals zu erklären. Dazu gibt es unzählige Tutorials auf dem Netz. Ich möchte hier viel mehr versuchen, den zähen Übungsprozess in Worte zu fassen, damit du dir bewusst bist dass die flache Lernkurve nicht nur an deinen noch fehlenden Fähigkeiten liegt, sondern vor allem am hohen Schwierigkeitsgrad des Manuals.
Der Manual ist wohl das Schwierigste was ich je geübt habe. Das soll dich nicht entmutigen, im Gegenteil, alles kann gelernt werden! Sei dir einfach bewusst: für den Manual brauchst du enorm viel Durchhaltewille, eine hohe Frustrationstoleranz und sehr viel Geduld. Die Lernkurve ist flach, die Lernschritte klein. Doch umso grösser ist die Freude, wenn sich diese kleinen Lernschritte plötzlich bemerkbar machen. Und wenn du dran bleibst dann erlebst du Fortschritt, glaube an dich. Die Übung macht den Meister!
Wichtig zu wissen: jede Übungseinheit bringt dir etwas, auch wenn man das Gefühl hat es geht nur noch abwärts. Plötzlich erlebt man wieder ein Highlight, welches erneut Hoffnung in dir erweckt. Beim Manual Training geht es auf und ab. Denke nicht an den Erfolg, an den perfekten Manual, an das angestrebte Endresultat. Denn es dauert noch eine ganze Weile, vielleicht sogar Jahre. Versuche jedes Manual-Training so zu gestalten dass es Spass macht. Übe in kurzen Sequenzen, jedoch umso häufiger. Suche dir Kollegen, um gemeinsam zu üben. Bring Variationen ein. Setze dir Distanzziele. Steigere dich nicht ins Elend, schalte eine Pause ein, wenn du das Gefühl hast in einer Sackgasse zu stecken. Denke positiv und freue dich an jedem kleinen Fortschritt.
Es vergehen Stunden, Monate, vielleicht sogar Jahre. Irgendwann fragst du dich über den Sinn. Jetzt übst du schon eine ganze Weile und nach wie vor gelingt dir dieser verfluchte Manual nicht so wie du möchtest. Doch ist dir bewusst, dass du dank dem unermüdlichen Manual-Training plötzlich auch in anderen Bereichen Verbesserungen bemerkt hast, z.B. beim Bunnyhop? Oder wenn du plötzlich ein Bachbett auf dem Hinterrad überquerst? Oder wenn du über einer Stufe auf dem Hinterrad runter surfst? Freue dich darüber! Und nutze diese Freude, um weiter zu üben! Go for it!
Du kannst die ganze Theorie des Manuals bis ins letzte Detail verstehen, doch der Praxisanteil überwiegt beim Manual enorm, so wie bei keinem anderem Trick. Als Abschluss mein vielleicht bester oder banalster Tipp: übe übe übe. Mit dem Motto «der Weg ist das Ziel»!
*In vielen Tutorials wird empfohlen die Hinterradbremse aktiv für die Balanceregulierung zu benutzen. Dies vereinfacht zwar das ganze (Chapeau trotzdem an die Biker die diese Technik beherrschen), doch im flachen Gelände verliert man dabei rasch an Geschwindigkeit. Die puristische Variante des Manuals geschieht meiner Meinung nach ohne die Benutzung der Hinterradbremse. Diese Technik strebe ich an.
**Ich übe den Manual schon seit einigen Jahren. Über längere Zeit benutzte ich dazu mein 26er Street Trial Bike. Damit erreichte ich meine längste Manual-Distanz von gut 90 Metern. Diese Distanzen waren jedoch eher rar, so ca. ein Versuch auf 20, das Gefühl jedoch war überwältigend. Später wollte ich das Ganze auf mein 29er MTB übertragen. Da gings leider wieder von vorne los. Mit grossen Erfolgen kann ich mich auch heute noch nicht brüsten. Die Motivation hat mich immer wieder verlassen, doch die Hoffnung stirbt zuletzt…
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