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Drop

Ein Sprung von einem erhöhten, flachen, horizontalen Tisch mit der Landung in einem Steilhang: grossartiges Gefühl, speziell die Flugphase! Schade gibt es im Gelände abseits von Bikeparks nicht mehr natürliche Drops. Die Technik ist nicht komplex, doch eine falsche Technik kann zu schmerzhaften Misserfolgen führen.


Lass mich doch für den ersten Teil, den Absprung, kurz in die Physik eintauchen, denn ein solches Verständnis hilft dir bei der Umsetzung. Du fährst auf dem horizontalen Tisch, stehend auf deinem Bike, der Schwerpunkt ist zentral zwischen Vorderrad und Hinterrad. Die Schwerkraft von Bike und Fahrer, nennen wir sie F, verteilt sich gleichmässig auf beide Räder. Pro Rad wirkt eine Kraft von F/2 auf den Tisch. Die Reaktionskraft des Tisches beträgt ebenfalls F/2 pro Rad. Das System ist im Gleichgewicht. Nun, was passiert, wenn wir passiv über die Kante fahren? Sobald das Vorderrad über die Kante rollt, verschwindet dessen Reaktionskraft plötzlich und die Schwerkraft F/2 zieht das Vorderrad in die Tiefe. Das Gesamtsystem Bike-Biker beginnt nach vorne zu rotieren. Ob das gut kommt? Kann, muss aber nicht. Das Gelingen ist, abgesehen von der Höhe des Drops, stark von der Anfahrtsgeschwindigkeit abhängig. Fahre somit nie passiv über einen Drop, denn wenn deine Geschwindigkeit nicht zum jeweiligen Drop passt, kommt es nicht gut!


Doch wie vermeide ich eine ungewollte und unkontrollierte Rotation nach vorne? Tauchen wir nochmals kurz in die Theorie ein. Solange auf beide Räder die gleiche Reaktionskraft wirkt, entsteht keine Rotation. Dies ist natürlich der Fall, wenn noch beide Räder auf dem Tisch sind (F/2 pro Rad). Ebenfalls entsteht keine Rotation, wenn beide Räder gleichzeitig abheben, bzw. in der Luft sind. Oder noch besser, wenn die Räder komplett entlastet sind, ohne aber den Bodenkontakt zu verlieren. Dies ist dann eine Art «schwereloser Zustand» des Systems Bike-Biker. Und genau in diesem schwerelosen Zustand soll die Tischkante überrollt werden, kontrolliert und rotationsfrei.


Nun zur Umsetzung. Ziel ist es, dass du beim Absprung schwerelos über die Kante rollst.* Dies erreichst du mit einer kurzen impulsartigen tief-hoch Bewegung: geh leicht in die Knie und Strecke dich vor der Kante impulsiv durch, genauso wie wenn du aus dem Stand mit beiden Füssen in die Höhe springen möchtest. Übe die Bewegung zuerst auf einem flachen Boden und achte, dass du gleichzeitig mit beiden Rädern abhebst und wieder landest. Präzision ist viel wichtiger als Höhe. Es reicht, wenn die Räder den Kontakt mit dem Boden nur ganz knapp verlieren. Wie vorher erwähnt, das System Bike-Biker muss kurz schwerelos sein.


Suche dir später einen Randstein. Kurz vor der Kante streckst du dich durch und springst leicht ab. Ziel ist es hier, dass beide Räder gleichzeitig abheben und hinter der Kante, ohne die Kante zu berühren, gleichzeitig wieder landen. Der «aktive Absprung» soll nur dazu dienen die beiden Räder vollständig zu entlasten. Je weniger du abhebst, desto kontrollierter fliegst du. Wiederhole diese Übung, bis die Technik sicher sitzt.


Beherrschst du den Absprung, hast du den schwierigsten Teil bereits gelernt. Es folgen Flugphase und Landung. In der Flugphase stellst du den Winkel ein, damit du auf der steilen Landung mit beiden Rädern gleichzeitig zu Boden kommst. Schiebe dazu den Lenker nach unten-vorne und ziehe die Beine an. Lande dann sanft und federe mit Beinen und Armen leicht ein. Dies lässt sich wunderbar im Bikepark auf einem kleinen Drop üben. Wichtig: beginne bescheiden, denn Übermut bringt hier nichts. Präge dir den Bewegungsablauf mit x-fachen Wiederholungen ein, bevor du dich an grössere Drops wagst. Eine Fehllandung ist unschön!


Zusammengefasst ganz einfach: rolle an, entlaste impulsiv, stelle den Winkel ein und federe ein! Viel Spass beim Üben, Droppen macht Vergnügen!


* Viele Tutorials empfehlen mit einer leichten Manual Bewegung, bzw. mit Rücklage und Belastung des Hinterrades über die Kante zu rollen. Dazu habe ich folgendes, wichtiges Anliegen: vermeide, solange du ein Drop Einsteiger bist, diese Technik auf jeden Fall! Die Manual Bewegung so zu beherrschen, dass die Rotation in der Flugphase kontrolliert ist, braucht sehr viel Können und Übung!

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